Gezeigt werden drei Kurzfilme aus den 20er Jahren, die allesamt dem Surrealismus/Dadaismus zuzuordnen sind.

Mit ANÉMIC CINÉMA (1926/27) von Marcel Duchamp wird das filmische Hauptwerk des Konzeptkünstlers vertreten sein, eine siebenminütige Animation von Wortspielen, angebracht auf sich drehenden Schallplatten. Trotz seiner vorgeblichen Einfachheit ist der Film nicht wenig vielschichtig, »wohl der intellektuellste und in diesem Sinne abstrakteste aller frühen Avantgardefilme« (Scheugl/Schmidt jr., Eine Subgeschichte des Films).
Duchamp, der seinerzeit mit seinen Readymades Alltagsgegenstände zu Kunstwerken erklärte, darf in einer Ausstellung, die »Vom Pathos der Dinge« erzählen will, freilich nicht fehlen.

L’ETOILE DE MER (1927), entstanden nach dem gleichnamigen Gedicht von Robert Desnos, ist der erste surrealistische, fast impressionistisch anmutende Kurzfilm von Man Ray, der sich ja hauptsächlich einen Namen als Fotograf gemacht hat. Hier geht es um einen Mann, der geradezu besessen von einem Seestern ist –, der Seestern als »dichterisches Symbol der Träume und Wünsche des Protagonisten« (Scheugl/Schmidt jr.).

Das kleine Avantgardeprogramm beschließen wird Germaine Dulacs Film LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN (1926-28), der nach einem Drehbuch von Antonin Artaud entstand. Ging es im vorherigen Film um einen Seestern, so ist es hier eine Muschel, die eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Der Film sei, so der film-dienst, ein »psychoanalytischer Albtraum über sexuelle Frustrationen und Begehrlichkeiten« und strotze nur so vor »visuellen Kabinettstückchen wie Doppelbelichtungen, Überblendungen, Verzerrungen und extremen Schärfe-/Unschärfe-Gegensätzen«. LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN wird als erster surrealistischer Film angesehen.

Die Filme werden in analoger Projektion (16mm) vorgeführt.

ANÉMIC CINÉMA (F 1926/27, Marcel Duchamp, zus. m. Man Ray und Marc Allégret, 7 Min.)
L’ETOILE DE MER (F 1927, Man Ray, nach dem Gedicht v. Robert Desnos, 13 Min.)
LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN (F 1926-28, Germaine Dulac, Drehbuch: Antonin Artaud, ca. 28 Min./38 Min.)