Ähnlich einer Skulptur fordert die Litfaßsäule auf, sich ihr zu nähern und sie zu umkreisen, möchte man alle dargebotenen Informationen erfassen. Die von den BetrachterInnen jeweils abgewandten Seiten bleiben zunächst im Verborgenen. Somit hat die Litfaßsäule im Gegensatz zu zeitgemäßeren rechteckigen Werbeflächen etwas Geheimnisvolles. ‚The River runs' spielt auf die fortlaufende Bewegung eines Flusses an. So wie Wasser jedes Material verändert, das von ihm bewegt und berührt wird, wird auch die Rinde eines Baumes von Sonne, Wind und Wasser geformt. Ruth Weigands Motiv für die Kölner Kunst-Litfaßsäulen inszeniert auf den ersten Blick unscheinbare Fundstücke. Im frühen Morgenlicht arrangiert und fotografiert, treten Fragmente der Eukalyptus-Rinde mit ihren scharf umrissenen Schatten in einen Dialog. So entsteht eine Reihe von Fotografien, die das Vergängliche und Ephemere thematisiert. Ähnlich wie Schriftzeichen stehen die abgebildeten Fragmente für sich und stehen zugleich miteinander in Verbindung. Im reizüberfluteten urbanen Umfeld lädt das so konkrete wie rätselhafte Motiv zum Innehalten ein.

Ruth Weigand (*1978 in Münster) studierte an der Universität der Künste Braunschweig und am Institut Supérieur des Arts de Toulouse. Sie lebt und arbeitet in Köln. Stipendien und Förderungen erhielt sie unter anderem von der Stiftung Kunstfonds, dem DAAD, dem Land Oberösterreich und der kolumbianischen Regierung. Ihre Arbeiten waren unter anderem in Berlin, Köln, München, Porto und Istanbul zu sehen.