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Für Seestück IV hat die Künstlerin hunderte Zeitungsmeldungen und Berichte von Hand abgeschrieben. Die Schriftzüge ziehen sich in einem überlagernden Gewebe dicht um die Säulen herum. Das Werk widmet sich eindrucksvoll den Bootsunglücken Geflüchteter im Mittelmeer.
Einzelne Nachrichten verschwimmen in der Masse, wirken wie Wellen eines Meeres – erst bei genauerem Hinsehen offenbaren sich bruchstückhaft die Inhalte. Die Arbeit ist ein eindringliches Symbol für das oft unsichtbare Leid der Geflüchteten und die mediale Flut an Nachrichten.
Die Serie begann 2017 mit Seestück I als Tuschezeichnung auf Papier. 2021 folgte Seestück II als temporäre Wandarbeit am Ebertplatz. 2024 erschien Seestück III im Berliner Kunsthaus Bethanien im Rahmen der Ausstellung "Do you have something to fight for" der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Werke dokumentieren auch Veränderungen in der europäischen Flüchtlingspolitik und die mediale Wahrnehmung dieser über die letzten zehn Jahre.
Hiltrud Gauf wurde 1968 in Köln geboren. Nach Studienjahren in Ottersberg (Kunsttherapie und Bildende Kunst, 1997 bis 2001) lebte sie einige Zeit in Berlin und Bremen, bevor sie Anfang der 2000er Jahre zurück nach Köln zog. Dort lebt und arbeitet sie seither und stellt regelmäßig aus. Die Künstlerin, Mitglied im BBK und der GEDOK, ist vor allem für ihre zeichnerischen Serien und konzeptionellen Arbeiten bekannt. Sie erhielt mehrere Arbeitsstipendien, unter anderem in Venedig (Emily Harvey Foundation). Ihre Werke wurden deutschlandweit und international gezeigt, zuletzt 2024 in Osnabrück, Berlin, Köln und Düsseldorf.
Mit Seestück IV setzt Hiltrud Gauf ihre kritische und poetische Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Themen fort. Sie lädt sie ein, sich differenziert mit dem Thema Flucht und Erinnerung auseinanderzusetzen.