"Interwoven" von Vera Drebusch und Florian Egermann zeigt, wie Online-Desinformationen, so genannte Fake News, in die reale Welt, bis in die eigene Familie dringen. Dazu haben Drebusch und Egermann eine ungewöhnliche Art und Weise der Visualisierung gewählt: gestrickte Wolldecken. Diese bestehen nicht ohne Grund aus schwarzen und weißen Wollfäden. Viele der weißen Fäden werfen große Schlaufen und erwecken den Eindruck, als ob sich das ganze gewebte Netz in Auflösung befände. Entspricht die Visualisierung der Fake News der Wahrheit oder ist sie vielleicht in gewissem Maße auch fehlerhaft? Wer weiß das schon.

In ihrer seriellen Arbeit "Interwoven" aus insgesamt sechs gestrickten Wolldecken haben sie Twitter-Daten per "computational knitting" in alltäglich anmutende Strickwerke übersetzt. Sie reflektieren den ambivalenten Umgang mit den zunehmenden Informationsströmen, die unseren Alltag prägen. Jede der sechs Decken spiegelt eine "Fieberkurve an Tweets" wider, die als (falsche) Informationen aus der Zeit der Corona-Pandemie stammen. Information und Fehlinformation werden auf diese Weise untrennbar in scheinbar trivialen Objekten miteinander verwoben. "Interwoven" setzt sich nicht mit dem Wahrheitsgehalt der verarbeiteten Aussagen auseinander, sondern befasst sich mit den emotionalen Landschaften der "verwickelten" Menschen.

Vera Drebusch lebt und arbeitet in Köln und Hamburg, studierte an der Kunsthochschule für Medien Köln und in Bogotá. Sie wurde 2015 mit dem Förderpreis für junge Künstlerinnen NRW und 2016 mit dem Stipendium für Medienkünstlerinnen NRW ausgezeichnet.

Florian Egermann lebt und arbeitet in Köln, ist Medienkünstler, Gestalter und Aktivist. Er graduierte 2009 an der Kunsthochschule für Medien Köln. Er ist Gründer von "Failed Artists International", Mitbegründer der "Freies Lastenrad"-Bewegung und Co-Kurator des Projektraums Idyll.

Vera Drebusch und Florian Egermann kooperieren für verschiedene Projekte, bei denen sie sich kritisch mit schwierigen Themen und Fragestellungen auseinandersetzen. Einzelne Werke ihrer Zusammenarbeit waren unter anderem im Hartware MedienKunstVerein Dortmund (2019), in der Kunsthalle Wilhelmshaven (2019), im Zeppelin Museum Friedrichshafen (2021), im Contemporary Art Centre in Vilnius (2022) und im Kunsthaus NRW (2023) ausgestellt. 2023 erhielten sie unser Recherchestipendium.

Quelle: https://www.stadt-koeln.de/artikel/68104/index.html?utm_source=Claudia+Konold&utm_campaign=98b2882367-EMAIL_CAMPAIGN_2023_08_15_09_43&utm_medium=email&utm_term=0_-98b2882367-%5BLIST_EMAIL_ID%5D (abgerufen am 28.08.2023)
Text und Abb.: © Stadt Köln