Fr/Sa 15–18 Uhr
Das Projekt ACQUE BASSE entstand auf den Erkundungen zur Wasserwirtschaft im Gebiet des Litorale Romano zwischen Tor di Valle, Ostia Antica, Fiumicino, Maccarese und Ponte Galeria im Jahr 2022 in Italien.
[...] Ein Blick auf die Geschichte des Begriffs „Landschaft“ unterstreicht die anziehende Komplexität der „Acque basse“-Reihe. Der deutsche Begriff „Landschaft“ referiert, wie die ursprünglich niederländische Variante „landschap“, auf eine menschliche Niederlassung, ein Rechtsgebiet und ein Objekt der Malerei. In der kanonisch lesenswerten Studie „Landschaft und Erinnerung“ des englischen Historikers Simon Schama, steht eine Begriffserklärung von „landschap“ worin ausgerechnet trockengelegtes Land und die Natur Italiens einander gegenübergestellt werden: „Es war kein Zufall, dass in den niederländischen Überschwemmungsgebieten (…) eine Gemeinschaft die Idee von „landschap“ entwickelte, das im Englischen zu „Landskip“ wurde. Die italienischen Äquivalente, die pastorale Idylle mit Flüsschen und goldgelben Hügeln, waren als Parerga bekannt und stellten die passenden Hintergründe für vertraute Motive aus der klassischen Mythologie und der Heiligen Schrift dar. Aber in den Niederlanden war der menschliche Entwurf und Gebrauch der Landschaft – wiedergegeben werden Fischer, Herdentreiber, einfache Spaziergänger und Reiter in den Gemälden von z. B. Esaias van de Velde – selbst die eigenständige und vollendete Geschichte.“ (Übersetzung MJ)
Es ist nicht schwer, um in Doris Frohnapfels Buster-Keaton-ähnlicher, Fahrrad fahrender Kontrolleurin eine Nachfahrin dieser sogenannten einfachen Niederländer zu sehen. Unbeeindruckt von den üblichen touristischen Attraktionen der Gegend, konzentriert sich „Die Kontrolleurin“ auf die Infrastruktur, sucht nach Evidenz und Beweisen, in Bewässerungsanlagen und unter Viadukten. Was für ein Begriff von Landschaft wird hier thematisiert? Was wird gezeigt und was wird ausgeblendet? Was kann welches Medium wiedergeben? So vergegenwärtigt das Stück Wasserschlauch als Fundstück die Gegend auf sehr sinnliche Weise und so machen die Aquarelle auf kunsthistorische Bezüge, z. B. zu Dürers aquarelliertem „Traumgesicht“ (1525), oder Cézannes „Der Bahndurchstich“ und Pissarros erste Industrielandschaften (beide um 1870) aufmerksam. [...]
Marjorie Jongbloed, Gelände-Werk, Auszug aus dem Text zu ACQUE BASSE.