photos: © Mareike Tocha, all images copyright and courtesy of the artists and mauer, Cologne

Wenn ein Gegenstand, den man immer mit einer bestimmten Farbe in Verbindung brachte, plötzlich in einer anderen erscheint, kann es beunruhigen oder Zeichen einer Krise sein. green sky, soft shoulder (dt: Grüner Himmel, Haltebucht) evoziert beides: das Bedürfnis nach Innehalten, einen Weg zu unterbrechen, etwas neu zu betrachten oder ein akutes Katastrophenszenario, grüne Übelkeit und Unfall.

Die gemeinsame Ausstellung von Rahel Pötsch und Nicl Barbro in der mauer schlägt eine Brücke zwischen der Praxis beider Künstlerinnen genau an der Stelle, wo die Kunst von der zweiten in die dritte Dimension übergeht. Von der Malerei in den Raum, vom Raum zurück in die Zweidimensionalität, als Verschwinden des Körpers, an der Leitplanke zerschellt oder von der Dynamik der Kunst überrollt.

Malerei ist an sich eine körperliche Praxis, jede Berührung des Pinsels / Fingers / Spachtels auf einer Bildoberfläche führt auf den Körper der Künstlerin oder des Künstlers zurück, als Verweis oder Einschreibung einer Bewegung. Wenn aber Körper selbst zur Bildfläche werden, einer räumlichen Bildfläche, in der sie stehen, werden wir Zeugen eines anderen Prozesses mit zwei „painters in a blank room“: In Rahel Pötschs Video pink to paper to yellow or green (2022) bekommt jede Farbe ihren Auftritt, wird angesagt, als wäre sie (und nicht die Malenden) die Protagonistin in einem Theaterstück. Und tatsächlich verschwinden die malenden Menschen ab der Mitte des Films hinter Formen: Farbe und Formen übernehmen in stop motion autonom die Bewegung im Raum und markieren und deuten ihn im Prozess ständig neu. Die painters sind verschwunden, und der Raum ist längst nicht mehr blank.

Die vorwiegend in Holz geschnitzten Halbreliefs von Nicl Barbro behandeln auch das Verschwinden des Körpers, hier aber eher als Katastrophenzustand: K.O. an der Leiter (schlechtes Timing) oder ein Streichholz, das sich gefährlich zwischen die Türme einer Skyline gemischt hat. Ein wiederkehrendes Element in Barbros letzten Arbeiten sind die beiden aufeinander zulaufenden Holzstücke – Lichtkegel oder eine fluchtende Straße – als Zitat auf Mary Heilmann’s „no passing“. Die Hand, die sich aus dem zerfetzten Hemd ausstreckt, wirkt zart und leblos, die Szene lässt an einen Autounfall denken, zerbrochenes Glas, zwei Augäpfel.

Die Begegnung beider Künstlerinnen geht auf Kollisionskurs mit dem Körper. Am Ende ist er weg, wo er doch über Jahrhunderte das Wichtigste beim Kunstschaffen war: Ausgelaugt, ausgedient, überrollt. K.O.

Text: Rebekka Seubert