Nach der Einzelausstellung in einem ehemaligen Luftschutzbunker, zeigt sie nun ganz bewusst ihre Arbeit „Deutscher Frühling“ auf den Kunstlitfaßsäulen im Öffentlichen Raum. „Deutscher Frühling“ ist eine thematische Fortsetzung ihrer Einzelausstellung. Die Arbeit bildet eine Wohnzimmerwand mit einer Ahnengalerie ab. Wir sehen eine kleine Kommode, auf der eine Pflanze und eine Lampe stehen und an der Wand hängen mehrere Bilderrahmen mit Familienbildern, wie sie viele von uns aus den familiären Photoalben kennen. Der private Innenraum mit einer Ahnengalerie wölbt sich damit skulptural in den Öffentlichen Raum. Mit diesem Schritt verlässt das Thema den hermetisch abgeschirmten Bunker und wird mitten im Öffentlichen Raum platziert. Das private Wohnzimmer ist eigentlich kein Ort der Öffentlichkeit und schon gar nicht wenn es in Deutschland um die familiäre Aufarbeitung des Nationalsozialismus geht. Aus der Entfernung sehen wir die Portraits und Familienbilder auf der Litfaßsäule, wenn wir uns aber der Litfaßsäule nähern stellen wir fest, dass diese Bilder aus Texten zusammengesetzt sind. Der in den Portraits verwendete Text von Claudia Konold befasst sich mit den anhaltenden Verdrängungsmechanismen deutscher Familien in Bezug auf den Holocaust und der Verdrängung von möglicher Täterschaft im Nationalsozialismus in der eigenen Familie. Auch stellt der Text den Bezug zur Gegenwart her und thematisiert die Gefahr vor der Wiederholung unserer Geschichte. In den Portraits auf den Litfaßsäulen wird der Text immer wieder wiederholt und ist mal mehr oder weniger gut zu lesen. So stechen immer wieder einzelne Worte hervor, die unter der Oberfläche der Familienbilder wabern und uns als Betrachter der Litfaßsäulen zu denken geben. Die Familienbilder in den Bilderrahmen sind aus dem Photoalbum der eigenen Familie der Künstlerin. Claudia Konold hat diese familiären Bilder verfremdet. Zusätzlich sind sie durch den Text abstrahiert. Die Bilder können somit für die eigene Familie der Künstlerin stehen, aber stehen ebenso exemplarisch für viele andere deutsche Familien.

Die Künstlerin Claudia Konold hat in Berchtesgaden eine klassische Ausbildung zur Holzbildhauerin abgeschlossen, in Dresden Bildhauerei studiert und an der Kunsthochschule für Medien in Köln 2010 ihr Diplom der Medialen Künste erhalten. Als Bildhauerin arbeitet sie installativ mit verschiedenen Medien. In ihrem Werk beschäftigt sie sich mit Erinnerung und der Konstruktion von Narrativen im Spannungsverhältnis von Wiederholung und dramaturgischer Entwicklung. Sie arbeitet häufig ortsspezifisch. 2022 konzipierte sie für die Räumlichkeiten des ehemaligen Luftschutzbunkers bunker k101 in Ehrenfeld ihre Einzelausstellung „Die Topografie der wOrte“ - Eine kritische Betrachtung unserer familiären Erinnerungskultur.