„Daraus folgt, dass die Seele der Hand ähnlich ist; so wie die Hand ein Werkzeug der Werkzeuge ist, so ist der Geist die Form der Formen und der Verstand die Form der vernünftigen Dinge.“
Aristoteles, De Anima

Die Hand ist eines der am häufigsten dargestellten Fragmente des menschlichen Körpers, das zudem mit großer symbolischer Bedeutung aufgeladen ist. Die jahrtausendealte Frage nach dem Ursprung der Welt und des intelligenten Lebens beruht auf Ideen und Ideologien einer wörtlich genommenen „Schöpfung“, die symbolhaft eine auch der Menschheit inhärente „Technologie“ voraussetzt: Die Hand, als bewegliches, zugleich sensibles und mechanisches „Werkzeug“, in Kombination mit dem „Geist“ oder der kognitiven bzw. geistigen Leistungsfähigkeit des Menschen, der Intelligenz.

In seiner medien- und institutionskritischen Arbeit hand to hand stellt Samuel Henne Fragen nach Autorschaft, Originalität, Abbildbarkeit und Repräsentation von Kunst und ihrer Interpretation. Dabei stellt der Künstler die Rolle des Originals und seiner Reproduzierbarkeit in unterschiedlichen Medien von der Replik über die fotografische Abbildung bis hin zu seiner Digitalisierung und dreidimensionalen Rekonstruktion in seinen Arbeiten zur Disposition. Ausgehend von einer bekannten Skulptur des französischen Bildhauers Auguste Rodin (1840-1917), die Henne als assoziativen Ausgangspunkt für seine Arbeit hand to hand (2019-2023) gewählt hat, geht er sowohl konkreten Referenzen zum Werk Rodins und dessen Rezeption nach als auch medienhistorischen Fragestellungen zur Relevanz des Objekts im digitalen Zeitalter und der damit in abstrahierter Form wiederkehrenden Hand des „Users“ als „Schöpfer“.
Textausschnitt: Marlies Wirth (MAK Wien), Katalog „Shifts & Tilts“

Auch zum Austausch zwischen freien Ausstellungsräumen nach Köln eingeladen, wird in einem Artist Talk zur Finissage das Verhältnis der Aktivitäten Hennes als Projektraum-Betreiber und Publizist zu seiner eigenen künstlerischen Arbeit beleuchtet.

Samuel Henne (geb. 1982), studierte an der HBK in Braunschweig und schloss als Meisterschüler von Prof. Dörte Eißfeldt ab. Neben Einzelausstellungen u.a. im Kunstverein Hannover; Münchner Stadtmuseum; Deutsches Haus der New York University, nahm er an zahlreichen institutionellen Gruppenausstellungen teil, u.a. im NRW-Forum, Düsseldorf; den Deichtorhallen, Hamburg und dem Goethe Institut Washington. Hennes Arbeiten sind mehrfach ausgezeichnet worden, u.a. mit dem einjährigen Residenzstipendium am International Studio & Curatorial Program (ISCP) in New York und dem Preis des Kunstverein Hannover (Atelierstipendium „Villa Minimo“). Seit 2016 ist Henne Betreiber und künstlerischer Leiter des ad/ad – Project Space in Hannover (www.instagram.com/adadprojectspace) und Palm Press Publishing, dem Publikations-Imprint von ad/ad. 2022 war Henne Initiator und Mitorganisator des „The Shelf – Art Book Festivals“, das in Kooperation mit dem Sprengel Museum Hannover realisiert wurde.