Heterochromatic Possibilities zeigt Welcome Video (2020, 2‘13“) von Julia Maja Funke, eine Videoarbeit im Dialog mit ortsspezifischen Malereien. In der Arbeit greift die Künstlerin anhand eines Stream of Consciousness die von Onlinekonferenzen geprägte Zeit der Interaktion und Kommunikation zwischen Personen auf, reflektiert die Frage des Gemeinsamen in Distanzformaten, die Rolle des Privaten im ständigen Homemodus sowie den Effekt von Narration und Austausch über Onlinekonferenz-Tools.
Als Heterochromatin wird in der Biologie eine verdichtete Form des Materials im Zellkern bezeichnet, aus dem Chromosomen bestehen und das sich gut anfärben lässt. Die Verschmelzung von Zeichnung, innerem Monolog, gefärbten Pixeln und voranschreitender Zeit versucht Verdichtungen in der Gleichzeitigkeit zu erfassen und erfahrbar werden zu lassen. Begleitet werden die Bilder von einem erzählerischen Bewusstseinsstrom, der am Ende die Frage nach dem technischen Gedächtnis aufwirft: Was soll nicht erkannt werden? Die Enthüllung des Selbst.
Die Bildsequenzen beruhen auf maschinellen Lernprozessen. Gezeichnete Portraits und Selbstabbildungen wurden, basierend auf Kameracaptures, mittels cGAN im Pix2Pix-Verfahren maschinell koloriert und zu einem Video zusammengeführt.
Julia Maja Funke schloss 2019 ihren Bachelor of Arts im Fach Intermedia an der Universität zu Köln ab und studiert seitdem mediale Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln. In ihrer künstlerischen Praxis setzt sie sich mit sozialen Phänomenen, Wissenssystemen und Technologien auseinander sowie deren Geschichte und Einfluss auf Zustände des Seins auf der Erde und in verschiedenen Realitäten. Zuletzt waren ihre Arbeiten im öffentlichen und virtuellen Raum zu sehen, sowie in der Trinitatis Kirche (Köln) und im IKOB Museum für Zeitgenössische Kunst (Eupen, Belgien).
Zur Ausstellung erscheint eine Edition.