Opening: APPEAL/MOMENTUM, 2024
Stefanie Pluta
In ihrer künstlerischen Arbeit setzt sich Stefanie Pluta mit Architektur, öffentlichen Räumen und Raumordnungen, urbanen Phänomenen oder städtischen Randerscheinungen und deren Wahrnehmung auseinander. Ihr Interesse richtet sich dabei auf lückenhafte, fragmentarische, unfertige oder vernachlässigte Orte und Situationen im Stadtgefüge. Vom (fotografischen) Bild ausgehend bewegen sich die künstlerischen Arbeiten zwischen konzeptueller Fotografie und raum- bzw. ortsspezifischer Installation.
2014, damals noch Studentin an der Kunsthochschule für Medien, wirkte sie an einem Projekt über und an der Einsturzstelle des historischen Archivs der Stadt Köln mit. Die Installation im öffentlichen Raum markierte Bauzaun und Fassaden rund um das Einsturzareal des Kölner Stadtarchivs mit abstrahierten Objekten, die an Nistkästen, Aufbewahrungsbehälter oder Architekturmodelle denken lassen. Verschiedene Größen bildeten ein System mit beliebigen Variationsmöglichkeiten. Einige dieser Kästen waren nach kurzer Zeit verschwunden, andere hingen jahrelang an dem Zaun.
Seit 10 Jahren kehrt Stefanie Pluta an die Einsturzstelle zurück und fotografiert dort. Die Fotos zeigen verschiedene Zustände des Lochs, architektonische Zwischenlösungen, Untersuchungsbauwerke, Vereisungsanlagen, Abschirmungen, Rohrleitungen. Ein Becken aus Beton, in dem Algen wachsen und Enten schwimmen. Der Begriff Momentum bedeutet „Dauer einer Bewegung“. Als Momentum wird der Zeitraum bezeichnet, in dem Entwicklungen in eine bestimmte Richtung laufen. Die Hoffnung für diesen Ort ist noch nicht verloren.
Die Installation, die im Matjö realisiert werden soll, besteht aus circa 15 Fotografien und kurzen Videos aus den Jahren zwischen 2014 und 2024, den verwitterten Kästen von der Installation von 2014, und teilweise keimenden Seedballs — Bällen aus Lehm, Erde und Pflanzensamen, die von den Besucher:innen des Matjö mitgenommen und an der nur ein paar hundert Meter entfernten Einsturzstelle ausgelegt werden können. Im Rahmenprogramm der Ausstellung soll ein Spaziergang mit Akteur:innen der Initiative Archivkomplex stattfinden.
www.stefaniepluta.de
Instagram: Stefanie Pluta
Stefanie Pluta studierte an der Folkwang UdK Essen und an der Kunsthochschule für Medien Köln. Sie erhielt 2024 das Dr. Dormagen Guffanti Stipendium der Stadt Köln, 2021 ein Recherche-und Arbeitsstipendium der Stadt Köln und 2019 den 1. Preis in der Kategorie Fotografie beim Internationalen Marianne Brandt Wettbewerb. Ihre Arbeiten stellte sie unter anderem im Walzwerk Null, der Sammlung Philara und der Grossen Kunstausstellung NRW (alles Düsseldorf), in der Temporary Gallery und der Akademie der Künste der Welt (beides Köln), in der Baustelle Schaustelle in Essen, und im Kunstverein Bobingen aus.