Als erstes Motiv [der sechsten Staffel, Anm. d. Red.] ist seit 20. Februar bis Mitte April die Arbeit "Haltungsklasse" von Jens Mühlhoff zu sehen. Jede der 27 Säulen verwandelt er in einen bunten Hühnerstall, der auf die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Hühnern aufmerksam macht und zugleich auf soziale Unterschiede in unserem städtischen Zusammenleben.

Jens Mühlhoff sagt selbst zu seinem Werk: "Hühner begeistern mich, weil ihr exzentrisches, schreckhaftes Verhalten wie ein comedyhafter Spiegel menschlichen Verhaltens wirkt. Doch beobachtet man sie länger, erkennt man schnell, wie individuell jedes Huhn ist und wieviel Charakter in ihnen steckt: Es ist immer das gleiche Huhn das ausbüxt und immer die gleichen zwei kuscheln sich abends zum Schlafen auf eine Stange: Sie scheinen den Menschen ähnlicher als ihnen oft zugestanden wird."

Die Arbeit thematisiert den Wandel der Hühnerhaltung, von privaten Ställen bis hin zur Massentierhaltung. Auf fünf Ebenen der Kunstsäule werden die verschiedenen Haltungsklassen dargestellt, wobei jede Ebene mit einem Eiercode versehen ist, der den Kölner Postleitzahlen entspricht – ein kritischer Verweis auf soziale Ungleichheit in der Stadt.

Mühlhoff erläutert dazu: "Die durchschnittliche Lebenserwartung in unserer Stadt schwankt um bis zu 10 Jahre je nach Stadtteil. Die Arbeit regt dazu an, die sozialen Unterschiede in Köln zu hinterfragen, etwa zwischen den Stadtteilen Hahnwald und Kalk, die in Bezug auf Einkommen und Lebenserwartung weit auseinanderliegen."

Außerdem fällt auf, dass die Bioklasse "0" – eigentlich die beste Haltungsform – es nur auf die mittlere Ebene geschafft hat, die höchste Klasse heißt stattdessen "000". Mühlhoff löst das Fragezeichen in den Köpfen der Passant*innen vor Ort nicht auf, gibt uns aber Rückfrage zu verstehen: "Bei meiner Suche nach Bildern von Hühnern bin ich auf den Verein Hühnerrettung NRW e. V. gestoßen. Durch ihre Arbeit wurde mir nochmal klar, dass selbst die beste Biohaltung von Hühnern (Bioklasse "0") weit weg ist von der romantischen Vorstellung, die wir von Bauernhofhühner haben."

Der Kölner Künstler Jens Mühlhoff, 1991 in Wuppertal geboren, hat an der Kunsthochschule für Medien in Köln studiert. In seinen Werken untersucht und bearbeitet er häufig Orte des öffentlichen und halböffentlichen Raumes. Ihn interessiert, wie sich Politik auf den konkreten Alltag und auf unsere Gesellschaft auswirkt.

Sein Film "Vergiss Meyn nicht" wurde mit dem Green Dog Award (Watch Docs Warsaw 2023) und First Future Award beim Filmfest Emden 2023 ausgezeichnet und als "Bester Dokumentarfilm" beim Filmkunstfest MV 2023. Außerdem war "Vergiss Meyn nicht" beim Deutschen Filmpreis 2024 in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm" nominiert.

Vernissage: Am Mittwoch den 26. Februar findet um 17 Uhr eine Eröffnung mit dem Künstler an der Kunstsäule in der Taunusstraße 26 (gegenüber Wattstraße) in Kalk statt.

Quelle: Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Sabine Wotzlaw), 26.02.2025, 14:02 Uhr, https://www.stadt-koeln.de/politik-und-verwaltung/presse/mitteilungen/27373/index.html