22. August 2025
07. September

Im Auge des Wirbelsturms – Die Farbe der Stille

Marlini Wickramasinah
Address:
Hospeltstr. 69
50825 Cologne
Opening hours:

Freitag & Samstag: 16:00 - 20:00 Uhr
Sonntag: 12:00 - 17:00 Uhr

Donnerstag 04.09.2025: After-Work-Special | 18:00 - 22:00 Uhr

Directions:
Leyendecker Straße (tram 3 + 4)
Im Auge des Wirbelsturms – Die Farbe der Stille

In ihren bildgewaltigen schwarz-weiß Gemälden und feinen Zeichnungen entfaltet Marlini Wickramasinha eine malerische Sprache von seltener Konsequenz. Seit Jahrzehnten widmet sie sich jenen Momenten, in denen die Zeit für einen Augenblick stillzustehen scheint – den Sekunden nach der Explosion, der Leere nach dem Sturm, der Stille im Chaos. Sie malt nicht den Akt der Gewalt, sondern das, was davon übrig bleibt: Trümmerlandschaften, Splitter der Geschichte, eingefrorene Stille. Was ihre Werke so kraftvoll macht, ist nicht nur das Motiv, sondern die Klarheit des Blicks. Ein Blick, geschärft durch ein langes, kompromissloses künstlerisches Schaffen, der nicht nach Sensation, sondern nach Wahrheit sucht. In einer Welt permanenter Bilderfluten wird ihre Malerei zum Gegenbild: entschleunigt, konzentriert und von einer Intensität, die tief berührt.
Die auf Grau, Schwarz und Weiß reduzierten Bildwelten zeigen keine blassen Schatten, sondern eine unendliche Palette an Nuancen. Wickramasinha macht das Grau zur Farbe der Stille – und die Stille zum Resonanzraum für Erinnerung, Verlust und Transformation. Die Titel ihrer Werke – Flak Berlin, 1945, Pearl Harbour, Kampfjet über Syrien – verweisen auf reale Schauplätze, doch es geht ihr nie um die Chronik der Gewalt, sondern um deren poetische, zeitlose Nachbilder. Ihre Malerei, entstanden im Dialog mit Pressefotos und dokumentarischem Material, dekonstruiert die Realität, um sie neu erfahrbar zu machen. So werden aus Fragmenten ganze Räume, aus Schweigen Bilder, aus Katastrophen Möglichkeiten. Diese Retrospektive ehrt nicht nur das Werk einer Künstlerin, sondern auch die Haltung einer Zeitzeugin: still, klar und unbeirrbar – im Auge des Wirbelsturms.

Marlini Wickramasinha, geboren 1934 in Sri Lanka, kam 1960 nach Deutschland und studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seit den 1960er Jahren lebt und arbeitet sie in Köln. Im vergangenen Jahr wurde sie 90 Jahre alt – und hat bis heute nichts von der Kraft und Klarheit ihrer künstlerischen Sprache verloren. Ihre Werke, in kraftvollem Schwarz, Weiß und Grau gehalten, thematisieren Krieg, Zerstörung und das stille Danach – mit einer Tiefe und Konsequenz, die in der zeitgenössischen Kunstlandschaft einzigartig ist. Trotz ihres kompromisslosen, kraftvollen Werks wurde sie bislang nur wenig gewürdigt. Diese Retrospektive möchte nicht nur ihr Werk sichtbar machen, sondern auch einer großen, oft übersehenen Stimme der deutschen Nachkriegskunst die verdiente Anerkennung geben.