SINE LOCO
Christina Kirchinger (Radierung) und Melanie Siegel (Malerei)

Christina Kirchinger und Melanie Siegel nähern sich auf unterschiedliche Weise dem Thema Raum und seiner Wahrnehmung. Ausgehend von realen Orten und räumlichen Begebenheiten entwerfen beide Künstlerinnen imaginäre Raumkonstrukte sine loco – abstrahierte Gebilde sowie deskriptive Schauplätze, die nicht tatsächlich zu verorten sind.

In Christina Kirchingers Radierungen wird der Raum seines realen Ortes enthoben und auf seine räumliche Struktur reduziert. Kupferplatten werden in objekthafte Formen gesägt und Aquatintaflächen in bleistiftzartem Hellgrau geätzt. Architektonische Versatzstücke pendeln zwischen tatsächlicher Präsenz und fiktiver Gegenwärtigkeit. Flächen offenbaren vermeintliche Einblicke, schieben sich transparent übereinander oder verschließen sich. Es wird in Frage gestellt, was wirklich ist, und verborgen, was sein könnte.

Die Malerei von Melanie Siegel zeigt vorwiegend menschenleere Sportplätze, Poolanlagen und Architekturen aus der Vogelperspektive. Mögen die Landschaftsräume zunächst realitätsnah und glaubwürdig erscheinen, so geht es doch vielmehr um die Infragestellung von Realitäten. Ebenso konstruiert wie die vom Menschen geformten Idyllen sind auch die Bildräume selbst. Auf der Schwelle von Utopie zu Dystopie erzählen die fiktiven Darstellungen von der Differenz zwischen Naturraum und konstruierter Lebenswelt.