Lutz Driessen zeigt in seiner Ausstellung „Selbstpelikan“ neue Gemälde in der artothek – Raum für junge Kunst.
Schicht um Schicht entwickelt Driessen seine Malerei, indem er figurative Objekte mit abstrakten Formen überdeckt, suggestive Räumlichkeit mit flacher Fläche bricht, transparent überlagerte Zeichnungen auf Materialcollagen stoßen lässt. Seine figurativen Zeichnungen nutzen souverän eine Formsprache, die von Vorbildern der Popkultur inspiriert ist. In seinen Arbeiten verbindet er diese mit klassischen, häufig christlich geprägten Bildthemen, wie das Martyrium des Hl. Sebastian oder eben auch den im Titel genannten Pelikan.

Als Marke für Schreibbedarf ist das Firmenlogo auf dem Schulfüller vielen seit der Schulzeit vertraut: ein Pelikan mit großem nach unten gesenktem Schnabel. In der Vergrößerung erkennt man an seiner Brust Küken, die er füttert oder für die er sich - nach christlicher Ikonografie - die Brust aufreißt, um sie mit seinem Blut zu nähren. In Driessens schwarz/weiß gehaltenen großformatigen Bildern taumelt der Pelikan wie im Zeichentrickfilm zum Leben erweckt durch den Bildraum. Er wird hier zur tragikomischen Charakterfigur einer Erzählung, die durch eine Reihe von flachen Formen im Bild sofort wieder abgebrochen wird. Beide Gestaltungssysteme behaupten sich im Bildraum gleichberechtigt: nebeneinander, übereinander und ineinander verschränkt.

Eine andere Reihe von Gemälden ziehen die Aufmerksamkeit durch ihre leuchtende Farbigkeit auf sich. Um eine zentrale Form gruppieren sich Arme und Hände, Beine und Füße in prall gerundeter Körperlichkeit und großer Gestik. Auch sie werden überlagert, mitunter auch zerschnitten, von abstrakt geometrischen Formen, die den Illusionsraum im Bild erweitern. Runde Formen, die als Eintrittswunden oder als Körperöffnungen verstanden werden können, dehnen den Bildraum in die Tiefe hinein aus. Eine starke Dynamik entsteht nicht nur durch Komposition und Farbkontraste innerhalb der Bildfläche, sondern vor allem durch einen aktivierten, springenden Blick beim Betrachten.