Eröffnung: Amoured Concrete
Anna Bochkova
Der Titel der Ausstellung spielt mit dem englischen Begriff für Stahlbeton „armoured concrete“ und dem französischen Wort „l‘amour“ für Liebe. Was in der Wortneuschöpfung „Amoured Concrete“ spielerisch verbunden ist, scheint in der Realität oft unvereinbar und widersprüchlich: Zärtliche Emotionen und abweisende Betonfassaden von Plattenbauten. Individuelle Beziehungen und immergleiche Modularchitektur. Hoffnung und Verfall. Doch genau in diesen Spannungen liegt viel Utopisches, meint die Künstlerin Anna Bochkova. Sie hat selbst in einer osteuropäischen „Platte“ ihre Kindheit verbracht und beweist mit ihrer vielschichtigen Installation, dass die Kunst die Kraft hat, Dimensionen zu verschieben und gegensätzliche Gefühle in überraschender Weise neu zusammenzuführen.
In der artothek platziert Bochkova fragile Figuren aus Keramik, die sich in poetischer und zärtlicher Geste begegnen, zwischen Plattenbauten, die hier aus einfacher Graupappe bestehen. In den Kontext sogenannter „sozialer Brennpunkte“ setzt sie die Sehnsucht nach Liebe, Unschuld und einem geschützten Miteinander. Die Figuren tragen Blumen in die Gebäudezwischenräume, um dort Zartheit und Schönheit zu sähen, um dort etwas anzupflanzen. Dies berührt und rüttelt an den Bildern und Vorstellungen, die wir mit Plattenbau-Siedlungen, und vielleicht auch mit Osteuropa verbinden.
Die Installation ist eine kleine Welt, die einlädt, darin einzutauchen. Sie spielt mit Widersprüchen und Anspielungen, nutzt Materialien und Gesten. Wenngleich „Hoffnung“ sicherlich zu einer zentralen Botschaft gehört, so ist diese Hoffnung im Schmerz geboren. Ein Schmerz, den Anna Bochkova künstlerisch auffängt und umwandelt, sodass am Ende die Leichtigkeit und die Schlichtheit der ästhetischen Formulierung in Erinnerung bleiben.