Achtung: Aufgrund der Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus findet die Ausstellungseröffnung „A Daughter’s Table“ von Ji Su Kang-Gatto am 19.03.2020, um 19 Uhr, leider ohne Publikum statt. Die Künstlerin macht aus der Not eine Tugend und wird mit „Only the artist is present“ eine Eröffnung feiern, die man von zu Hause aus als Livestream verfolgen kann:
– YouTube-Channel: https://www.youtube.com/channel/UCrOlHWznvxCfHyrZJaGasGw
– Instagram-Accounts (App für Android und iOS): jisukanggatto & identitiesandrecipes

Die einzelnen Kanäle werden verschiedene Perspektiven auf Ausstellung und Künstlerin zeigen – am besten also alles gleichzeitig einschalten!

‚Identities and Recepies‘ ist eine YouTube-Serie, die aus 24 in monatlicher Folge veröffentlichten Kurzvideos besteht. Jedes von ihnen ist einem typisch koreanischen Gericht gewidmet. Wie die gleichlautenden, seriellen Titel ‚How to make/cook...‘ verraten, lehnen sie sich vom kulinarischen Inhalt und der auf einzelne Arbeitsschritte zugeschnittenen Form her an gängige Web-Koch-Tutorials an. Einzelne Beispiele aus dieser Serie werden zusätzlich zur Online-Distribution in Ausstellungen auf einem Tablet gezeigt, das ein eigenes skulpturales Gewicht enthält. Denn Ji Su Kang-Gatto fertigt für die Tablets spezielle Silikonhüllen an, die spezifisch für das jeweilige Video sind und in engem Verhältnis zu dessen Inhalt stehen. Generell schon lässt sich die Textur der Silikonhülle mit der Konsistenz und Farbigkeit mancher Zutaten und Lebensmittel vergleichen. Zudem mischt die Künstlerin kleine skulpturale und figürliche Elemente in ihre Koch-Clips. Wie bei Kochvideos üblich wählt auch Ji Su Kang-Gatto neben Rückenansichten oft enge Bildausschnitte, die auf die einzelnen Handgriffe der Zubereitung fokussieren und die Arbeit des Kochens mitunter meditativ zelebrieren, wie man es schon klischeehaft von asiatischer Kochkunst erwartet. Zugleich tritt die Künstlerin als Kochende auf, setzt sich selbst und ihren Körper in Szene.

Während frühe Videokünstlerinnen Kochen und Haushalt als Inbegriff unentlohnter Reproduktionsarbeit thematisierten, macht sich Ji Su Kang-Gatto sowohl die YouTube-Kultur als auch die koreanische Küche zunutze, um ihre eigene Identität und kulturelle Verwurzelung zu reflektieren. Doch scheinen dabei immer wieder Analogien zwischen dem dekorativen Essen und dem schön dargebotenen weiblichen Körper auf, die sexistische Implikationen sowohl in Szene setzen als auch offen legen.

Ji Su Kang-Gatto, geb. 1989 in Seoul, Studium an der Kunstakademie Düsseldorf und der Kunsthochschule für Medien Köln, lebt und arbeitet in Düsseldorf.

(Text: Jingyun Gong)