Warum prägen sich bestimmte Bilder ein und interessieren uns anhaltend? In seinem INSTANT PANOPTIKUM nutzt Stefan à Wengen die vitrinenartige Räumlichkeit von ZERO FOLD für einen repräsentativen Ausschnitt seines Œuvres quasi „en miniature“ und verschafft dem Betrachter nicht nur über sein eigenes Werk, sondern vermeintlich über die „ganze Welt“ einen unmittelbaren Überblick – in Anklang an eine traditionelle Wunderkammer, die Natur- und Kulturversatzstücke aus allen Kontinenten versammelt.

Der Schweizer Künstler zeigt neben zwei plastischen Obstacles und einer farbigen Leinwand eine größere Auswahl seiner kleinformatigen fortlaufenden Werkserie Detected Dictionary, die er seit 2014 in einem fast täglichen Ritual am Ateliertisch sitzend erstellt.

Diese Acryl-Gemälde zeigen einzeln freigestellte Motive auf einer 30 x 25 cm großen und auf Holz montierten Leinwand – entnommen den inzwischen angeschwollenen Bildarchiven des kulturellen Gedächtnisses im Internet, in alltäglichen Kommunikationsmedien und an althergebrachten Orten der Abspeicherung wie Büchern und Bildbänden.

Das Anliegen, sich in der Malerei mit für ihn „zwingenden“, also allem zugrunde liegenden und nie letztgültig zu verstehenden und entschlüsselnden Themen wie Tod, Vergänglichkeit oder Sexualität zu widmen, führt zur Auswahl von Motiven, die als Topoi auf allgemeingültige Bildklischees verweisen, aber letztendlich eher dem ganz individuellen Repertoire innerer Bilder entstammen, die den Künstler seit früher Kindheit beeindrucken, prägen und beschäftigen und aus seinem Unbewussten emportauchen, wenn sie auf Entsprechungen in der realen Bildwelt stoßen. Dabei ist eins vom anderen natürlich nicht zu trennen, denn à Wengen ist ein Kind der westlichen Kultur, auch wenn ihn zahlreiche Reisen und Forschungsaufenthalte bis in die Südsee führen und auch immer wieder mit dem Fremden und Anderen konfrontieren und in Berührung bringen.

Sein „detektivisches“ Forschen am Bild ist immer auch Befragung des Mediums Malerei und dessen nachahmender Eigenschaft und dabei insbesondere eine – weniger systematische als intuitive – Reflexion über Malerei als eine allgemeingültige Sprache. Dabei interessiert ihn die dem
poetischen Spiel vergleichbare Möglichkeit einer kommunikativen und begrifflichen Unschärfe:
Hier wird der Betrachter auf Glatteis geführt durch die akribische Malweise à Wengens, die häufige Gegenständlichkeit der Motive und letztendlich auch durch die Objekthaftigkeit der Gemälde dank ihrer Präsentation auf den Holzkästchen, die ihnen gewissermaßen etwas „Greifbares“ verleiht. So bekommt man vermeintlich eine sehr präzise dargebotene und fassbare Bildinformation, die allerdings durch die strikte Beschränkung auf Grauabstufungen etwas der Realität Entrücktes erhält und sich wieder entzieht.

Aber es geht Stefan à Wengen nicht um eine wissenschaftliche Analyse oder akribische Erfassung. Sein Dictionary ist die nicht nur malerisch vielschichtige Ausdeutung von Bildern, die oft Klischeecharakter haben, die mitunter lauten, appellativen Charakter haben, ein anderes Mal märchenhaft verrätselt in Erscheinung treten, in Fantasiemotiven, die man aufgrund der vordergründigen Plakativität manchmal erst auf den zweiten Blick entdeckt.

Was hier durchdekliniert wird und auf den ersten Blick – direkt und sofort als INSTANT PANOPTIKUM konsumierbar scheint, öffnet bei genauerer Betrachtung weitere Türen in andere, dahinterliegende Interpretationsräume und öffnet so das begrenzte Kabinett des Ausstellungsraums.

Stefan à Wengen ist 1964 in Basel, Schweiz geboren und lebt und arbeitet in Düsseldorf, wo er den Projektraum SPAM CONTEMPORARY mitbegründet hat.
Der Künstler hat an der Schule für Gestaltung in Basel studiert, u.a. den Eidgenössischen Preis für freie Kunst Basel erhalten und ist bei den Galerien Beck & Eggeling / Düsseldorf und Tony Wuethrich / Basel vertreten.