In ihren Skulpturen und multimedialen Installationen nehmen Katerina Kuznetcowa und Alexander Edisherov konkreten Bezug zu realen Orten oder Geschehnissen oder sie entfalten eine hintergründige Assoziationswelt, deren Grenze sich zwischen politischem Kommentar und utopischem Entwurf verliert. Der positiv anmutende Titel der Ausstellung, der an Kants gleichnamigen philosophischen Entwurf von 1795 und im zweiten Teil an Schöpfungsmythen erinnern mag, ironisiert eher die raumfüllende Installation, die einen ernsten aktuellen Hintergrund hat: die zerstörerische Kraft des Menschen im Umgang mit der Natur.
Die Ausstellung knüpft an eine Performance des Künstlerpaares von 2016 am Rande des Tagebaus Garzweiler II an, bei der aus dem Buch ‚Die Baugrube' (1929/30) von Andrei Platonowitsch Platonow vorgelesen wurde. Da bei Platonow die Menschen, einer Utopie folgend, ihr eigenes monumentales Grab schaufelten, fragt man sich, ob der Tagebau und mit ihm die Schaffung des „Indeschen Ozeans“, wirklich ein solcher entsteht oder ob nicht vielmehr ein symbolisches Grab ausgehoben wird, das für das Scheitern des Menschen im Umgang mit der Natur steht.

Für TYSON haben sie eine raumfüllende Wandmalerei konzipiert und diese mit Fundstücken aus dem Tagebau, die skulptural weiterverarbeitet wurden, sowie einer verfremdeten Malerei des „Letzten Abendmahl“ von Leonardo da Vinci kombiniert.
So erarbeiten sie ein beziehungsreiches Geflecht ästhetischer Ausdrucksformen, das spielerische wie zynische Assoziationen zulässt. Allein die hölzernen Fundstücke aus dem Tagebau nahe Köln bringen eine Kraft zum Ausdruck, mit der jahrhundertealte Bäume mit Leichtigkeit von Maschinen zerrupft wurden. Der ‚ewige Frieden‘ bleibt somit für immer ein utopischer Entwurf, da Zerstörung und Entstehung nicht in Balance scheinen.
Mit der letzten Ausstellung bei TYSON schließt sich ein Zyklus von Werden und Vergehen, der auch für uns offen lässt, welchen weiteren Weg wir nehmen werden.

Zur Ausstellung erscheint eine Edition.