JODY KORBACH
1000 Jahre CDU

kuratiert von
MAURICE FUNKEN

Es ist 2021. Alle Formen des Widerstands wurden bereits mehrfach durchexerziert und ihre letzten Gründermütter- und väter ziehen in ihr redlich verdientes Eigenheim. Alle Subkulturen sind kommerzialisiert, bei H&M als T-Shirts erhältlich und die Jugend zitiert auf ihrem Weg in die Welt der Erwachsenen alte Emotionen und die Ästhetik der Revolution. Selbst das Betteln junger Punks auf der Straße erscheint nur wie ein Zitat. Aufbegehren als pubertäre Präferenz, ähnlich der Lieblingssorte Mixbier. Und selbst die Dating-App OK Cupid fragt: Is Angela Merkel good for Germany?

In der Politik bleibt jedoch alles unverändert. Deutschland ist schwarz. Einmal, gar zweimal durfte ein roter Kanzler regieren, aber selbst ihnen wird nachgesagt, eigentlich in der falschen Partei gewesen zu sein. Ein Deutschland ohne die CDU? Unvorstellbar.

Die Ausstellung 1000 Jahre CDU der Künstlerin Jody Korbach soll der Frage nachgehen, wieso sich angeblich alles so schnell bewegt, aber gleichzeitig ein permanentes Gefühl von Stillstand herrscht. Wieso liegt auf allem dieses Gefühl von CDU. Und wie kann eine Partei zu einem Gefühl werden? Welche Rolle spielen wir selbst dabei: wieviel CDU steckt in uns?

Rechtzeitig zur kommenden Bundestagswahl versucht eine Mischung aus Kunstwerken und Wahlwerbegeschenken den Geist der Bonner Republik in einer ortsspezifischen Installation der Künstlerin im Ausstellungsraum Mouches Volantes am Kölner Ebertplatz wieder aufleben lassen.

Mit performativen Interventionen, etwa einem geskripteten Artist Talk, nutzt Korbach den öffentlichen Raum als auch die Ausstellung zur künstlerisch-politischen Forschung, die die Reaktion der Besucher untersucht und ihnen zugleich den Spiegel vorhält. So vertieft die Künstlerin die Idee CDU als Feeling weiter: Irritation ist die Wahrheit (Christoph Schlingensief, 1998).

Jody Korbach (*1991 in Bielefeld) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und erhielt 2017 den Titel Meisterschülerin bei Christopher Williams. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Fotocredit: Jana Buch
Eingeladen von Ihsan Alisan.