Das chinesische Security-Uniformen in Shanghai zwar genauso aussehen wie Polizeiuniformen, aber keine sind, fand Kathrin Rabenort in der ersten Woche ihrer zweimonatigen Residency an der China Academy of Art heraus.
Zuerst überrascht und etwas irritiert von der Omnipräsenz der Uniformen wurden sie mit der Zeit zur alltäglichen Selbstverständlichkeit. Kontrollen vor- und nach jeder Metronutzung und Präsenz an Straßeneingängen, vor jedem Gebäudekomplex und nicht zuletzt auf Kunstmessen und Galerieeröffnungen prägen das Stadtbild von Shanghai.
„China ist da sicherste Land der Welt“, wurde der Künstlerin erklärt. Und sie stellte die Rückfrage ob Sicherheit und Kontrolle nicht zwei Seiten einer Medaille sind?
Rabenort begann die Security (teils verbotener Weise) zu fotografieren und besonders die uniformierte weibliche Metro-Security war erfreut über die ungewohnte Aufmerksamkeit und posierte heimlich.

In ihrer Ausstellung in der Moltkerei präsentiert Rabenort erste Ergebnisse ihres Aufenthaltes und entwickelt aus verschifften Original-Uniformen eine raumfüllende und begehbare Installation die sie konkret auf die Architektur der Moltkerei bezieht.
Ergänzend entwickelt Rabenort Wandobjekte und Skulpturen aus Uniformelementen, z.B. Batches oder Kappen und benutzt sie als Materialmasse.

Der Ausstellungstitel „Speaking Chinese“ entwickelte Rabenort schon in Shanghai: oft blieben Sprache, und Sprachklang, der deutsch-chinesischen Übersetzungshilfe zum Trotz, ein Geheimnis. Bei kurzen prägnanten sprachlichen Vorgaben über-raschte die lange chinesische Übersetzung des Dolmetschers und gleichzeitig amüsierte es Rabenort, wenn auch die chinesische Verständigung untereinander sehr vieldeutig verlief.

Sprachklang und Rhythmus waren überdeutlich und gerade diesem Rhythmus begegnete die Künstlerin im chinesischen Alltag immer wieder. In „Speaking Chinese“ wird dieser Rhythmus zum verbindenden Element zwischen den stofflichen und auditiven Arbeiten Rabenorts.
Auditive Mitschnitte von wiederkehrenden Alltagsgeräuschen und Sprache bilden so ein Ausstellungselement, das die stofflichen Objekte und Installation ergänzt.

Rabenort entwickelt in „Speaking Chinese“ einen humorvollen Spannungsbogen zwischen Individuum und normierender Kleidung, der schon aus ihrer Schuluniform-Serie “…sed vitae discimus” bekannt ist, die in der Moltkerei gezeigt wurde.

Ermöglicht wurde der Shanghai-Aufenthalt durch das Goetheinstitut Shanghai, die China Academy of Art, Shanghai und dem Kulturamt Köln.