Some people never had experience with air
Falken und Menschen haben gemein, dass sie mit dem rechten Nasenloch meist besser riechen als mit dem linken. Die Ausstellung Some people never had experience with air zeigt Arbeiten, die die Natur auf unterschiedliche Arten imitieren: ein Flugdrache fliegt erhaben, eine Tanne interagiert empathisch.
Die Arbeit empathic little tree friend, 2021 von Stefani Glauber bezieht sich auf eine Studie zur Empathie von Hunden. Laut dieser spiegeln Hunde menschliche Emotionen anhand deren Geruch. Sie reagieren ängstlich, wenn sie menschlichen Angstschweiß riechen, freudig, wenn der Geruch in Freude ausgesendet wurde, was von Menschen als Empathie gelesen wird. Diese Beobachtung wird auf einen sogenannten „Wunderbaum“ angewendet: Ein Sensor detektiert den Geruch der fahrenden Person, der Baum dupliziert diesen: eine emphatischer Beifahrerin. Duftbäume für Autos wurden 1952 in Watertown, New York mit Kiefergeruch erfunden und in Europa unter dem Namen Wunder-Baum, Arbre Magique und Little Trees bekannt. Die Autoinnenräume um jene Bäume herum haben sich seitdem mit Software gefüllt, „Wunderbäume“ haben unverändert ihre Position. Der empathic little tree friend ist an dieser Stelle ein „tech-solutionism“- artiger Vorschlag.
Şirin Şimşeks Video Billie Holiday, 2021 ist ein Verweis auf ihren Film Şahin, der sich mit Falken und der Falknerei in den Vereinigten Arabischen Emiraten beschäftigt. Das Video zeigt einen mit dem Abbild eines Falken bedruckten Lenkdrachen, der zu fliegen scheint. Vielmehr verharrt der Vogel in der Luft und schwebt auf der Stelle. Der abgebildete Vogel deutet auf einen Sakerfalken hin, der gemeinsam mit dem Gerfalken zu den beliebtesten Jagdfalken im Nahen Osten zählt. Diese Greifvögel können ihre Beute aus einer Entfernung von bis zu 2000 Meter gut erkennen. Sie verharren eine Weile in der Luft, bis sie ihre Beute erspäht haben, die sie dann im Sturzflug ergattern. Der vermeintliche Falke im Video befindet sich in einer Dauerschleife, dazu bestimmt als Beobachter auf der Stelle zu verweilen. Er könnte als Übersetzung eines Gemütszustands verstanden werden, eine Art Spiegelung der Künstlerin bei der Arbeit. Gedanken kreisen umher, um sich im richtigen Moment zu manifestieren, wie der Falke, der sich auf seine Beute herabstürzt.
Diese Ausstellung ist Teil der Ausstellungsreihe WELL
am Ebertplatz, die in Zusammenarbeit mit den
Projekträumen Gemeinde Köln und Mouches Volantes und mit Unterstützung des Stipendiums Neustart Kultur der Stiftung Kunstfonds von Januar bis Oktober 2021 verwirklicht wird.
GOLD+BETON ist ein Projekt vom Brunnen e.V. und wird gefördert vom Kulturamt der Stadt Köln.