Timo Herbst zeigt in seiner Ausstellung „RHYTHMS“ Zeichnungen und Videoinstallationen in der artothek – Raum für junge Kunst.

Rhythm, also Rhythmus, impliziert eine zeitliche Gliederung von Bewegung oder Ton, die Reihung von Impulsen, strukturierte Intervalle in einem zeitlichen Verlauf.
Timo Herbst erforscht Muster in Bewegungsabläufen, die unser Lebensumfeld abbilden. Bei seinen Recherchen bezieht er sich auf kulturelle, gesellschaftliche und politische Ereignisse. Vorgefundene Bewegungen werden zeichnerisch zu isolierten Erscheinungen zerlegt, die dann wiederum zu einem optischen Bewegungsstakkato verbunden werden. Die gezeichneten Reihungen und Abfolgen verdeutlichen die zeitliche Dimension der Bewegung eines ansonsten statischen Mediums.

Was bei der Beschäftigung mit tänzerischen, performativen Sequenzen wie eine mögliche Notation für Bewegungen erscheint, wird im Blick auf gesellschaftliche oder politische Bewegungsphänomene zu einer analytisch geprägten Auseinandersetzung mit Verhaltensmustern. In die Zeichnungen integrierte Texte – Zitate aus Timo Herbsts Recherchen und eigene Statements – bieten Anknüpfungspunkte zu zahlreichen Fragestellungen innerhalb eines sozial- ökonomischen Kontextes.

In der artothek bildet die 12 Meter lange und in einem Kreis installierte Arbeit „Sundial“ eine Bewegung ab, die auf die Choreografie „Duo“ von William Forsythes zurückgeht. Timo Herbst stellt hierfür mit der ehemaligen Forsythe-Tänzerin Liz Waterhouse die Entwicklung und Wiederholung einer isolierten Bewegung aus der Tanz-Choreografie nach und spürt zeichnerisch der Entwicklung durch Wiederholung im choreographischen Probenprozess nach. So reihen und überlagern sich die gleichen, sich wiederholenden Bewegungen in immer wieder minimal abgewandelten Zeichnungen als Resultat seiner Annäherung. Das entstandene Werk lässt sich in der Betrachtung abschreiten, geistig oder körperlich nach verfolgen, reinszenieren.

Die Videoinstallationen „Rhythmanalysis (Tokyo/Cologe) vermischen Filmsequenzen aus Tokyo und Köln, in denen Bewegungsmuster untersucht und über mathematische Parameter digital aufbereitet und visualisiert werden, mit im Raum stehenden Zeichnungen. Timo Herbst präsentiert dabei in einer der drei Installationen eine Echtzeitanalyse der Bewegungen der Straßenecke „Unter Taschenmacher/Am Hof“, die vor der artothek den Eingang zur Kölner Altstadt bildet. Die in Echtzeit verarbeiteten Daten der Bewegungen der Passanten generieren die Komposition und Kombination des Videobildes mit der Zeichnung „Rhytmusanalysis (Cologne)“ innerhalb der artothek. Außen- und Innenraum der artothek werden miteinander verschränkt.

Auf der Galerie der artothek eröffnet eine Kompilation thematisch zusammenhängender Zeichnungen der Serie „Fragile Hands“ visuell assoziative Zugänge zu aktuellen gesellschaftlichen Vorkommnissen. Die Zeichnungen fokussieren die Körperlichkeit von Einzelpersonen oder Gruppen, die den Raum bestimmt. Die Serie setzt Themen wie persönliche und sozial-politische Begehren miteinander in einen Dialog und beschreibt den fragilen und widerständigen Prozess, in dem Raum von verschiedenartigen Individuen aufgeteilt und eingenommen wird.
Timo Herbsts Arbeiten sind Bindeglied zwischen wahrgenommener Bewegung und deren mögliche Übertragung in eigenes Handeln.