Patricia Martsch will tote Orte wiederbeleben. Die völlige und allumfassende Konfrontation mit einer quälenden Vergangenheit, das Aufscheuchen lähmender Geister und der blockierende Teufel an der Wand sollen ALLES besser machen. Absolut größte Schwäche: komplett hängengeblieben in dem, was war. Und so darf es nicht doch nicht bleiben.
Daher macht die Künstlerin die Räume der Galerie Mouches Volantes zur Wohnung und hat zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester raumgreifende Performances entwickelt, die sich wie merkwürdige Szenen in der falschen Behausung abspielen. Wobei diese mitunter nicht klar als solche gekennzeichnet sind. Für die Besucher:Innen fühlt es sich manchmal so an, als würden sie invasiv die privaten Räume einer Familie betreten und voyeuristisch dabei zuschauen, wie sich Dinge ereignen. Oder eben nicht ereignen. Performance und Privates gehen ineinander über.
Was die Künstlerin will: Überwindung durch Konfrontation. An einen geisterhaften Ort zurückkehren, der nurmehr in der Erinnerung existiert. Kontrolle gewinnen. Sich aus den Fängen einer allzu konservierten und imaginierten Vergangenheit lösen. Es ist auch ein Generationenkonflikt, aber ein sehr intimer und emotionaler. Während die Künstlerin in einem Becken aus Schleim liegt, mit Teddys an Händen und Füßen, und ihre Schwester neben ihr sitzt und beruhigend auf die Besucher:Innen einredet, es ginge der Schwester schon wieder etwas besser, man müsse sich keine Sorgen machen, macht ihre Mutter im Nebenraum die Wäsche und telefoniert und wiederholt dabei monoton und immer wieder den Satz „Seid bitte still, ich telefoniere!“, während im Hintergrund „Prelude“ läuft, die Duschszenenmusik aus dem Horrorfilm „Psycho“. Große Videoprojektionen im beinahe gänzlich ausgefüllten Raum sollen die einnehmende Wucht des Vergangenen unterstreichen und zusammen mit den Menschen im Raum auch auf eine Wucht verweisen, die sich im Hier und Jetzt befindet: In unseren warmen, lebendigen Körpern, die Vergangenes zwar konservieren, es aber eben auch vermögen, uns mit ihren Bewegungen zu trösten und zu erden und auf Veränderung und Zukunft hinzuweisen.

Zu der Ausstellung erscheint eine Edition von Kunstwerken in 20er Auflage zum Preis von jeweils 80€.

Patricia Martsch studiert Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Hartmut Neumann und Candice Breitz.