Vor einer Fensterscheibe senkt sich der Staub und wird zwischen den Fasern des Teppichbodens zu einer Art Humus für Moose, Pilze, Getier. Wovon ein Teppich so alles erzählen könnte, wenn man ihn ließe. Vielleicht von der dünnen Grenze zwischen Innen und Außen, Architektur und Natur, Domestikation und Verwilderung: „Life under your seat“ ist eine atmosphärische Erzählung.

In der artothek – Raum für junge Kunst zeigt Tobias Hantmann eingehüllt in farbiges Licht ein Veloursbild in einer Vitrine. Ob die Vitrine das Werk vor den Betrachterinnen schützt oder diese vor dem Werk, bleibt offen. Grünes Bild und grünes Licht, Pflanzendarstellungen, Chlorophyll? Illusionistische und reale Räume greifen ineinander, die Besucherinnen mittendrin. Sie befinden sich innerhalb des künstlichen Settings – wahrnehmend, eingebettet in Schichten aus Bild-, Innen-, Außen-, Zwischen- und Ausstellungsraum.

Angelehnt an vertraute Versuche, mit den Fingern in den Velours am Boden Muster zu zeichnen, weitet Tobias Hantmann dieses Medium aus und schafft Bilder, die sich stofflich innerhalb dieses Paradox aus Nähe und Ferne befinden. Die warme Dichte des Textils trägt die Weite eines suggestiven Bildraums in sich.