Ein Reigen
Ausgehend von dem Joyce’schen Buchtitel Portrait of the artist as a young man entstehen seit zwei Jahren in loser Folge fotografische Selbstportraits, deren Titel jeweils mit den Worten "Portrait des Künstlers als …" beginnen. Momentan haben sich etwa hundert Portraits angesammelt und weitere werden in den Räumen der Moltkerei folgen.
Im freien Spiel der Kräfte, im Ringelreihen von Versuch und Irrtum kommt eins zum anderen: der Rahmen zu seinem Foto, das Foto zu seinem Text, der Titel zu seinem Foto, der Text zu seinem Rahmen, und so fort. Ein Stelldichein folgt dem anderen, alle Beteiligten finden zueinander, ab und an geschieht es unmittelbar, manchmal dauert es etwas länger, und in einzelnen Fällen wenn nicht heute, dann morgen.
Die Rahmen stammen aus zweiter Hand, sei es vom Sperrmüll, von einer Haushaltsauflösung oder vom Altwarenhändler. Zu einem Drittel rahmen sie bereits, bevor ihnen ein neuer Inhalt zugedacht wird, Kunstdrucke, Fotos, Urkunden und Freizeit-Gemälde, die jedoch, so lautet das Gesetz des Reigens, nicht entfernt werden dürfen, sondern mit dem jeweiligen, für den Rahmen bestimmten Portrait des Künstlers als zu arrangieren sind.

Ein Spiel mit den Illusionen
Was kommt mir da vor Augen, wenn ich über die Schulter auf mein vergangenes Leben blicke: ich sehe eine leere Bühne, auf die sich sogleich eine Flut von ungeordneten, aus vielen Lebensphasen stammenden Bildern und Szenen ergießt, ich höre einen vielstimmigen Chor, nein, ein Durcheinander lauter und leiser Stimmen, die sich da und dort chorähnlich zusammenrotten, kurz, ein tragikkomisches Chaos, das aber dann mehr und mehr in ein bis in die Gegenwart reichendes, selbstironisches Spiel mit den eigenen Rollen, Gemüts-zuständen, Eigentümlichkeiten und Wunschvorstellungen übergeht.

Installation
Die teils mit einer mechanischen Schreibmaschine beschrifteten oder auf sonstige Weise bearbeiteten Selbstportraits sollen, weder einer chronologischen noch einer thematischen Ordnung folgend, auf den Wänden der „Moltkerei“ verteilt werden. Einzelne kleine Rahmen stehen schräg auf einem aus der Wand ragenden Brett und betonen damit den durch die vielgestaltigen Rahmen bereits gegebenen Reliefcharakter der Bilderwände.
Wie die Titel bereits andeuten, haben die Portraits einen weitgespannten Hintergrund, der von philosophischen Überlegungen bis zum Kalauer reicht. Etwa einem Drittel der Portraits sind Texte zugeordnet, die, Wolken gleich, die fotografischen Portraits durchziehen.