„Das Auge ist nicht nur Spiegel, sondern auch berich­ti­gender Spiegel. Das Auge muss es uns ermög­li­chen, die kultu­rellen Irrtümer zu korri­gieren. Ich sage nicht die Augen, sondern das Auge, und man weiß, worauf dieses Auge verweist; nicht auf die Hornhaut, sondern auf jenes überaus gleich­mä­ßiges Leuchten, dass aus Van Goghs Rot quillt, einem Konzert von Tschai­kowsky entweicht, verzwei­felt sich an Schil­lers Hymne an die Freude klammert, sich vom peris­tal­ti­schen Aufschrei Césaires treiben lässt.“ (Frantz Fanon „Schwarze Haut, weiße Masken“, 1952)

Marie Köhler bewegt sich zwischen tradierten Kunst­sparten und fokus­siert sich in ihrer, mit Selbst­in­sze­nie­rungen begon­nenen Arbeit, in den letzten Jahren konse­quent auf das Verhältnis von Europa und Afrika. Ein Fokus ihrer Arbeit liegt dabei auf den unter­schied­li­chen Reise­an­lässen nach Afrika, vor allem im Charity-Kontext, welche oft von einem Wunsch nach Diffe­renz­erfah­rung getragen sind und gleich­zeitig der Herstel­lung und Bestä­ti­gung der eigenen Identität dienen sollen. Die Ausein­an­der­set­zung mit theore­ti­schen Erörte­rungen zu diesem Thema und die Beobach­tung in der Praxis zeigen dabei mitunter deutlich, dass der vermeint­lich Helfende nicht unbedingt immer Gutes tut.
In ihren Arbeiten beschäf­tigt sich Marie Köhler mit der Ambiva­lenzen unseres Verhält­nisses zu Afrika zwischen akzep­tierter Notwen­dig­keit von Entwick­lungs­hilfe, fortge­setzter, wirtschaft­li­cher Ausbeu­tung und Erschlie­ßung der Märkte der Zukunft, um offen zu legen, wie dieses Verhältnis – ihren Eindrü­cken nach – als ein als zutiefst selek­tives und gespal­tenes gesehen werden muss.
So dokumen­tiert die Künst­lerin einer­seits Erleb­nisse und Erfah­rungen, von denen sie glaubt, dass sich in ihnen ein Verschieben und Auflösen von Perspek­tiven zwischen den gegen­sei­tigen Rollen­zu­schrei­bungen zeigt. Anderer­seits versucht sie die ständigen Verän­de­rungen ihres eigenen Blick­win­kels und das andau­ernde Verwiesen-Sein auf sich als Akteur in diesem Zuschrei­bungs­re­gime einzu­fangen.
Dabei verar­beitet sie beobach­tete Bilder und Situa­tionen in der Inter­ak­tion zwischen (helfenden) Weißen und mit diesen inter­agie­renden Afrikaner*innen ebenso, wie sie versucht, einen Blick auf ihr eigenes, struk­tu­rel­les­Ver­strickt­sein zu werfen, dieses zu reflek­tieren und einen Umgang damit zu finden.

Die Ausstellung von Marie Köhler findet anlässlich des Gleich­stel­lungs­preises 2017 der Kunst­hoch­schule für Medien Köln statt, in deren Rahmen Marie Köhler eine Lobende Erwäh­nung erhielt.

Mit Unter­stüt­zung der Gleich­stel­lung der KHM, des Kultur­amts der Stadt Köln, der Rhein­er­negie Stiftung | Kultur, der Kunst­för­derer Köln.