Installationsansicht, Gwangju Lessons

Installationsansicht, Gwangju Lessons, Akademie der Künste der Welt (ADKDW), 2020 | Foto: Mareike Tocha

Gwangju Lessons

von CHRISTIAN NYAMPETA featuring SONGDAM HONG, 5·18 ARCHIVES, ANOTHER ROADMAP FOR ARTS EDUCATION AFRICA CLUSTER [ARAC], THE 2020 COHORT OF DRAWING AND CONTEMPORARY PRACTICE III AT WITS SCHOOL OF ART
kuratiert von BINNA CHOI

In bewegten Zeiten wie diesen stellt sich Kunstproduzent*innen immer aufs Neue die Frage, wie künstlerisches Engagement aussehen kann. In der Ausstellung Gwangju Lessons nimmt Kuratorin und Akademiemitglied Binna Choi den Aufstand der Demokratiebewegung in Gwangju, Südkorea von 1980 – bekannt als 18. Mai Gwangju Demokratiebewegung, 5·18 oder Gwangju-Aufstand – und die daraus entstandene Gwangju People’s Art School (1983-86) zum Anlass, um über Inhalte und Strategien politisch-künstlerischer Interventionen neu nachzudenken. Gerade im Hinblick auf die weltweiten Protestbewegungen der letzten Jahre, aber auch in Anbetracht wiedererstarkender autokratischer Herrschaftsformen hat ein solches Vorhaben dringende Relevanz.

In Reaktion auf das Trauma der von der Militärjunta gewaltsam niedergeschlagenen Demokratiebewegung gründete eine Gruppe um den Künstler Songdam Hong die People’s Art School. Die Schule war ein Ort, an dem in einem für alle offenen kreativen Rahmen demokratisches Denken und Handeln erprobt wurde, ohne dabei neue Hierarchien aufzubauen. Künstlerische Verfahren sollten Gemeinschaft stiften und die gemeinsame Annäherung an neue Gesellschaftsideale unterstützen. Das zentrale künstlerische Verfahren war der Holzschnitt, der auch außerhalb der Kurse zur Herstellung von Flugblättern und Transparenten genutzt werden konnte. Insofern wurde Gemeinschaftsbildung und Selbstorganisation immer auch als Form von Selbstermächtigung verstanden.

In der Ausstellung Gwangju Lessons nimmt der ruandisch-niederländische Künstler Christian Nyampeta die Erinnerung an den Gwangju-Aufstand und die People’s Art School zum Ausgangpunkt seiner künstlerischen Reflexion. Dabei stellt er einen Dialog zwischen den Holzschnittarbeiten, die in der People’s Art School entstanden waren, und Materialien aus dem Archiv des 18. Mai her, um die vielstimmige Gemeinschaft, die Geschichte des Aufstands und der Schule erfahrbar zu machen. Gleichzeitig ergänzt er dieses historische Material um Erzählungen, die den Gwangju-Aufstand in einen globalen Kontext setzen – als ein Ereignis, das uns im Hier und Jetzt etwas angeht. Nyampeta setzt die aufgeworfenen Fragen und die Auseinandersetzung mit den historischen Quellen in einen künstlerischen Ausdruck um. Sein interdisziplinäres Schaffen in den Feldern der Kunst, Industriedesign und Kunsttheorie folgt der Fragestellung, wie Menschen, die in konfliktreiche Zusammenhänge eingebunden sind, zusammenleben können.

Die Ausstellung lädt die Besucher*innen aktiv zum Mitmachen ein: Die Besucher*innen können die von Christian Nyampeta bearbeiteten Linoleumplatten von der Wand nehmen. An einem eigens dafür eingerichteten Arbeitsplatz können mit den Platten Linoleumdrucke erstellt und mit nach Hause genommen werden.