Caroline Bayer befasst sich in ihren Installationen mit den architektonischen Vorgaben eines Ausstellungsraumes oder mit den historischen Gegebenheiten eines Ortes. Ferner transferiert sie geschichtliche Ereignisse oder aktuelle Geschehnisse in den Ausstellungsraum und nimmt dazu mit Zeichnungen, Fundstücken und Objekten ästhetische Untersuchungen vor. Bei einer Reise in die Ukraine hat Bayer ein Archivbild einer Kirche entdeckt, die in den Zeiten der Sowjetunion in ein Großrechenzentrum verwandelt worden war. Ausgehend davon begibt sie sich auf eine Spurensicherung, die über einen subjektiven und künstlerischen Aneignungsprozess hinausgeht.

Die Profanierung der auf der Einladungskarte abgebildeten Kirche demonstriert nicht nur die Verfolgung von Religionsgemeinschaften, sondern auch den technischen Wettlauf der Großmächte zur Zeit des Kalten Krieges. Der ab den 1960er Jahren entwickelte MINSK-32-Computer war ein Großrechner der damaligen Superlative, der in der weißrussischen Hauptstadt als 'Massenprodukt' von Band lief. Ein Ort der spirituellen Macht wurde somit zu einem utopischen Ort technischer Macht.
In Recherchen bei Computermuseen und in Gesprächen mit Programmierern hat Bayer Informationen zu dem MINSK-32-Computer gesammelt. Während die Computergeschichte in der historischen Forschung keinen entscheidenden Platz hat, trägt Bayer ihre ästhetischen Forschungsergebnisse bei TYSON in Fundstücken zusammen. Elemente aus dem sakralen Bereich mischen sich mit technischen Darstellungen. Ergänzend ist eine Klangarbeit von René Margraff hörbar, die Orgelklänge mit Field Recordings von Computertechnik kombiniert.
Die Ausstellung transferiert nicht nur eine postsowjetische Archäologie in den Ausstellungsraum, sondern sichert gleichzeitig Zeugnisse einer politischen Kultur.

www.carolinebayer.de
www.renemargraff.de