Floating Stone

von Matthias Pfaller

Der chilenische Fototheoretiker Ronald Kay betrachtet Fotografie als ein geologisches Ereignis, einen Bruch im Fluss der Zeit, der sich physisch auf der fotografischen Oberfläche einschreibt. Der schwebende Stein von Tino Kukulies scheint das zu bestätigen: Im Erstarren der Lava verfestigt sich die Erscheinungsform des Vulkanits, den der Künstler mithilfe eines 3D Scans als übergroßes Modell reproduziert. Dieses entsteht aus einer Aufschichtung fotografischer Daten, mit der die Fotografie in einem ersten bedeutenden Schritt von der Oberfläche zum Körper erweitert wird. Dieser Körper steht jedoch nicht still, sondern dreht sich im Streiflicht um seine eigene Achse. Dadurch wird dieser Körper im zweiten Schritt zur performativen Fotografie, die das Licht reflektiert und modelliert, anstatt es festzuhalten. Diese kontinuierliche Transformation seiner Erscheinung verschiebt unsere Wahrnehmung, in der sich das Vulkanit jeder Momentaufnahme entzieht. In diesem Moment dreht sich Kay’s Metapher um. Die Zeit gerät abermals in Bewegung und schafft eine unendliche Zahl neuer, ephemerer Bilder.