In ihrem Kurzfilm „Auf dem Boden der Tatsachen“ (2013, 10:05 min) hält die iranische Künstlerin Roshanak Zangeneh den Blick strikt auf den Boden einer zunächst nicht näher bezeichneten Stadt gerichtet. Indem die Kamera am eigenen Körper entlang hinab sieht, lässt sie ihr Publikum keinen Moment vergessen, dass es ihre Augen sind, mit denen der ungesehene Bodensatz der Stadtgesellschaft betrachtet wird. Ohne jede Bewertung gerät alles auf dem Boden Befindliche ins Blickfeld, so auch die Gliedmaßen anderer Passanten, die anonym bleiben, aber eine intime Nähe erzwingen. Der Rhythmus der Bilder wird von der Geschwindigkeit des Gehens bestimmt und von der Klangwelt der Stadt begleitet – vom Verkehr, den Rufen eines Muezzins, Gesprächsfetzen. So folgen wir der Künstlerin über Asphalt und Geröll, in eine U-Bahn, über die Teppiche einer Moschee, bis zum von Unrat bedeckten Boden, auf dem sich gerade eine Demonstration formiert. In ihrer beklemmenden Ausschnitthaftigkeit, umgeben von einer suggestiven Geräuschkulisse, rufen die Bilder all das hervor, was sie gerade nicht zeigen. Die Positionierung der Kamera zeigt den eigentlichen, unsichtbaren Ort der Bildproduktion an: den Kopf.