!!! Ausstellungsort: Kunsthafen im Rhenania!!!

Afghanistan ist fast täglich in den Medien. Dennoch wissen wir nur wenig über das Land. In der Ausstellung Architekturen der Zerstörung stehen nun die Positionen renommierter afghanischer KünstlerInnen wie Lida Abdul (Guggenheim, NY) und Mohsen Taasha (Documenta 13) im Mittelpunkt; desweiteren auch Werke solcher Künstler wie Simon Norfolk (Tate Museum, London) und Donovan Wylie (The MET, NY), die sich intensiv mit dem Land befasst haben.

Leitmotiv der Ausstellung sind Ruinen im weitesten Sinne: Reste eines vormalig Ganzen, die mit der Zeit eine neue symbolische Bedeutung annehmen. Thema der in Deutschland erstmals zusammen gezeigten Werke ist somit der Umgang mit den materiellen und immateriellen Versehrungen, die heute die kulturelle Identität des Landes prägen.
Von Krieg und Verwüstung zu sprechen, ist bei der Auseinandersetzung mit Afghanistan fast unvermeidbar. Doch der Zugriff der KünstlerInnen ist stets ein persönlicher, emotional subtiler, narrativ oft weiter gefasster.
Lida Abdul, Simon Norfolk sowie Donovan Wylie arbeiten mit den Spuren, die die verschiedensten Kriegsparteien in den letzten Jahrzehnten in Afghanistans Landschaft und Architektur zurückgelassen haben: Ein zerschossenes Teehaus kündet für Simon Norfolk von einer alten, großen Kultur, die da mal war – und vielleicht auch wieder sein kann. Donovan Wylies Bilder weiter, beiger Gebirgszüge vermitteln die Erhabenheit der kargen Landschaft Afghanistans. Lida Abduls Kinder, die ein russisches Flugzeugwrack zum Fliegen bringen möchten, wirken schließlich befreiend komisch und hoffnungsvoll zugleich.
Eher sinnbildlich um Ruinen geht es hingegen in den Werken der KünstlerInnen Orna Kazimi (Finalistin für Ingram Preis 2021, London), Mohammad Sabir und Mohsen Taasha. Sie gehören allesamt der ethnischen Minderheit der Hazara an, die unter den Taliban einmal mehr besonders gefährdet sind. Diese KünstlerInnen erinnern an die vielen Toten, Verwundeten und Vertriebenen ihrer Ethnie; poetisch verfremdet und doch für alle verständlich. Gazelle Samizay schliesslich hat ein Modell ihres einstigen Elternhauses gebaut, so wie es vor der Flucht der Familie während der sowjetischen Okkupation ausgesehen hat. Seither haben fast so viele verschiedene Menschen dieses Haus bewohnt und verändert, wie politische Kräfte das Land.
Im Rahmenprogramm der Ausstellung werden zwei historisch so aufschlussreiche wie dramaturgisch packende Filme mit atemberaubenden Landschaftsbildern gezeigt: In „Where the Light Shines“ (Wo das Licht scheint) dokumentiert Daniel Etter (Pulitzerpreis 2016), wie in der Provinz Bamiyan zwei Hirtenjungen erstmals dem Skifahren frönen, um schließlich als erste Afghanen an den Olympischen Spielen teilzunehmen. In „The Orphanage“ (Kabul Kinderheim) hingegen verliert sich ein junger Teenager, der Kinokarten auf dem Schwarzmarkt verkauft, zunächst in Bollywood-Tagträume, bevor ihn das Schicksal in die Sowjetunion der späten 1980er Jahre verschlägt. Shahrbanoo Sadats Film lief erfolgreich bei zahlreichen Festivals, u.a. in Cannes.

Der veranstaltende gemeinnützige Verein Contemporary Middle East (www.conmidea.org) fördert den Austausch zwischen den Kulturen. Ziel ist, aufstrebenden Künstlern der Mena-Region in Deutschland eine Plattform für die Darstellung ihrer künstlerischen Positionen zu bieten. Wir sind sehr froh darüber, dass wir es geschafft haben, die – nicht nur in NRW, sondern auch bundesweit – erste Gruppen-Ausstellung zur afghanischen Gegenwartskunst zustande gebracht zu haben. Diese Ausstellung wurde vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRWs gefördert.

Die Ausstellung findet vom 1. bis zum 15. Oktober im Kunsthafen im Rhenania statt, mit Vernissage am 1. Oktober, von 17 bis 22 Uhr; begleitet mit traditioneller afghanischer Live-Musik.

Prof. Dr. Conrad Schetter, Direktor des Bonn International Centre for Conflict Studies wird eine Eröffnungsrede halten.

Rahmenprogramm:

Die Filmvorführungen finden an den beiden folgenden Tagen im Filmkunstkino Filmpalette in Köln statt:

„The Orphanage“ (Kabul Kinderheim): 2019, 90 Min. OmU; am 13. Okt. 2022
(Auf zahlreichen internationalen Filmfestivals u.a. Cannes gezeigt worden.)

„Where the light shines“ (Wo das Licht scheint): 2019, 83 Min., OmU; am 14. Okt. 2022 (Die Protagonisten sind nach der Machtübernahme der Taliban geflohen und werden bei der Vorführung anwesend sein.)

Für weitere Informationen zur Ausstellung kontaktieren Sie gern:
Fr. Roshanak Zangeneh (roshy.zangeneh@conmidea.org).